Schnelligkeit im Tennis ist die Fähigkeit, aufgrund kognitiver Prozesse, maximaler Willenskraft und der Funktionalität des Nerv-Muskel-Systems höchstmögliche Reaktions- und Bewegungsgeschwindigkeiten zu erzielen (Grosser, 1991). Angesichts der vielfältigen Einflussgrößen auf die Schnelligkeit kann diese Definition weiter differenziert werden. So sind anlage-, entwicklungs- und lernbedingte (u.a. Geschlecht, Alter, tennistechnische Voraussetzungen), sensorisch-kognitive (Konzentration, Informationsverarbeitung), psychische (Motivation, Willenskraft), neuronale (u.a. intra- und intermuskuläre Koordination, Reizleitungsgeschwindigkeit, Vorinnervation) sowie tendomuskuläre (u.a. Muskelfasertypenverteilung, Muskelquerschnitt, Muskel-Sehnen-Elastizität, Muskeltemperatur) Einflussgrößen in Abhängigkeit von den tennisspezifischen Besonderheiten in unterschiedlichem Ausmaß von Bedeutung.

Als motorische Hauptbeanspruchungsform wird die Schnelligkeit den konditionellen Fähigkeiten zugeordnet. In ihrer Reinform basiert die Schnelligkeit auf der Fähigkeit, elementare Zeitprogramme zu realisieren bzw. optimal mit generalisierten Bewegungsprogrammen zu verbinden. Damit „elementare“ Schnelligkeitsfähigkeiten (im Sinne neuromuskulärer Steuerungsprozesse) leistungsbestimmend sind, müssen die zu überwindenden Widerstände jedoch gering sein. Im Tennis sind „reine“ Schnelligkeitsleistungen schwer zu isolieren, da die Schnelligkeitsanforderungen meist enge Verwandtschaften insbesondere mit Kraft- (Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivkraft) aber auch mit Ausdauer- (z.B. Wiederholungssprintfähigkeit) sowie Beweglichkeitsleistungen (u.a. Ermöglichung einer optimalen Länge des Beschleunigungsweges) aufweisen und ferner von koordinativen Fähigkeiten sowie technischen Fertigkeiten mitgeprägt werden. Somit handelt es sich bei der tennisspezifischen Schnelligkeit um einen außergewöhnlich vielschichtigen Fähigkeitskomplex, der sich in unterschiedlicher Weise darstellt.

Hinsichtlich der Erscheinungsformen der Schnelligkeit kann zwischen Reaktionsschnelligkeit, Bewegungsschnelligkeit und Schnelligkeitsausdauer unterschieden werden. Reaktions- und Bewegungsschnelligkeit bzw. Schnelligkeitsausdauer sind dabei weitgehend unabhängig voneinander. Muss auf einen Reiz in kürzest möglicher Zeit mit einer willkürlichen Bewegung geantwortet werden, dann wird von Reaktionsschnelligkeit gesprochen. Bei einfachen Reaktionen reagiert man auf bekannte Signale mit festgelegten Handlungsprogrammen (z.B. der Sprintstart nach dem Startschuss). Im Tennisspiel sind solche Einfachreaktionen nicht von Bedeutung. Komplexe Reaktionen bzw. Auswahlreaktionen sind durch vielfältige, teilweise vorhersehbare Reize gekennzeichnet. Auf diese wird mit einer möglichst effektiven Bewegung reagiert, wobei zwei oder mehr Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen (z.B. der Return des Aufschlags). Im Hinblick auf die Bewegungsschnelligkeit wird zwischen zyklischer Schnelligkeit (möglichst schnelle hintereinander folgende gleiche Bewegungen des gesamten Körpers oder einzelner Körpersegmente wie z.B. Sprinten) und azyklischer Schnelligkeit (schnellstmögliche Ausführung von Einzelbewegungen des gesamten Körpers oder einzelner Körperteile wie z.B. Schläge) unterschieden. Schnelligkeitsausdauer bezeichnet die Fähigkeit, höchste Bewegungsgeschwindigkeiten über einen längeren Zeitraum oder über mehrere Wiederholungen hinweg aufrecht erhalten zu können und hierbei den ermüdungsbedingten Geschwindigkeitsabfall möglichst gering zu halten (z.B. im dritten Satz immer noch mit höchster Geschwindigkeit zum Stoppball sprinten).

SCHNELLIGKEITSANFORDERUNGEN IM TENNIS

Die Schnelligkeit wird von Trainern und Spielern meist als ein bedeutender leistungslimitierender Faktor im Tennis genannt. Diese Aussage wird durch aktuelle Betrachtungen leistungssensitiver Faktoren auf beispielsweise der Basis von Zusammenhangsberechnungen zwischen konditionellen Fähigkeiten und der Ranglistenposition bestätigt. So erreicht die azyklische Schnelligkeit und Wurfkraft der oberen Extremitäten (Schlagschnelligkeit und Medizinballweitwurf) die engste Korrelation mit der Ranglistenplatzierung. Der aussagekräftigste Prädiktor für die Gesamtleistung im Tennis ist dabei die Schlaggeschwindigkeit (Ulbricht, Fernandez-Fernandez, Mendez-Villanueva & Ferrauti, 2016).

Die Bedeutung der Laufschnelligkeit ist wiederum im Einzelfall möglicherweise geringer als bislang angenommen (Ulbricht et al., 2016). Dies gilt im Besonderen für Spieler, die angesichts einer überragenden Schlagschnelligkeit in der Lage sind, den Gegner unter Druck zu setzen und dadurch auch mögliche Defizite der eigenen Laufschnelligkeit kompensieren. Umgekehrt nimmt der Stellenwert der Laufschnelligkeit für Spieler ohne herausragende Schlagschnelligkeit womöglich zu (Ferrauti, Maier & Weber, 2014). Die Schnelligkeitsanforderungen im Tennis müssen daher basierend auf dem komplexen Anforderungsprofil im Tennisspiel sowie unter Berücksichtigung individueller Voraussetzungen und Rahmenbedingungen differenziert betrachtet werden

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Markus Gentner

Markus Gentner ist seit 2002 als hauptberuflicher Tennistrainer tätig und verfügt über die DTB-A-Trainer-Lizenz. Als Cheftrainer der Tennisschule "4winners tennis & mental coaching" betreut er im Raum Stuttgart mehr als 400 Spielerinnen und Spieler in neun Vereinen. Zudem ist er beim WTB auch in der Aus- und Fortbildung von Tennisassistenten sowie C- und B-Trainern aktiv.

Hauptsächlich kümmert sich Markus Gentner um den Leistungssport im Kinder- und Jugendbereich und betreut dabei einige Spielerinnen und Spieler, die in den vorderen Bereichen der württembergischen bzw. deutschen Rangliste vertreten sind. Darüber hinaus betreut er seit 2009 Laura Siegemund auf der WTA-Tour, die im Jahre 2017 mit Platz 27 der Damen-Weltrangliste ihre bis dato höchste Platzierung erreichen konnte. Seit 2010 ist er im "Elterncoaching-Team" des Württembergischen Tennisbundes und referierte zunächst auf Bezirksebene und ab 2013 auch auf  Verbandsebene.

Markus gehört seit 2017 zum Trainer-Team von mybigpoint und ist sowohl im jährlich stattfindenden mybigpoint Camp, wie auch bei einzelnen Trainingsevents dabei. Link zu seiner Tennisschule: http://www.4winners.info

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Marcel Stiehl

Marcel Stiehl ist DTB-A-Trainer, Athletiktrainer und Cardiotrainer. Darüber hinaus ist er im Lehrteam des Württembergischen Tennisbundes e.V. 

Bevor er seine Arbeit beim TEC Waldau Stuttgart e.V. aufnahm, war er Dozent am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Stuttgart.

Marcel gehört ebenfalls seit 2017 zum Trainer-Team von mybigpoint und ist sowohl im jährlich stattfindenden mybigpoint Camp, wie auch bei einzelnen Trainingsevents dabei. Folge ihm doch bei Instagram: https://www.instagram.com/marcelstiehltennis/

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Thomas Baschab

Thomas Baschab ist bekannt geworden als Managementtrainer für Top- Unternehmen und als Mentalcoach zahlreicher Spitzensportler. In seinen Seminaren vermittelt er eindrucksvoll, wie man Ziele erreichen kann, die man bisher für unerreichbar gehalten hat. Mit seinen ungewöhnlichen Methoden und seinem begeisternden Seminarstil - einer sehr authentischen Mischung aus Tiefgang und Humor - bringt er seit 1987 Führungskräfte und Mitarbeiter aller Branchen auf Erfolgskurs. 

Im sportlichen Bereich coacht er Spitzensportler aus unterschiedlichsten Sportarten. Die Besonderheit seiner Sportcoachings besteht darin, dass er nicht langwierige psychologische Prozesse eingeht, sondern Techniken und Methoden entwickelt hat, mit denen Sportler unmittelbar, einfach und sehr schnell wirksam Einfluss auf die eigene Leistungsfähigkeit nehmen können.

Für mybigpoint ist Thomas regelmäßig Gast beim jährlich stattfinden mybigpoint Camp. Zudem bieten wir unseren Mitgliedern Sonderkonditionen für seine Seminare.  Weitere Infos findest Du auf seiner Homepage: https://www.thomasbaschab.de